Harald

Herold und Scriptor


Der Königshof zu Wisabodan und der Königssondergau waren im 11. Jahrhundert als Reichslehen im Besitz der Grafen von Laurenburg. Schon Einhard übernachtete seinerzeits am hiesigen Königshof.
Die Kirchenglocken riefen den allerkatholischsten Chlerus, Graf Reginhard und die gläubigen Bürger von villa Wisabodan in die Mauritiuskirche oder in die Saalkirche der alten Turmburg.

Mein Vater war freier Bürger und Torwächter von villa Wisabodan. Er wohnte mit Frau, 7 Kindern und meinen Großeltern in der Turmwohnung des ´Unteren Tores´. Ich war das 4. Kind und bin wohl im Jahre des Herrn 1060 geboren.
Ich war wohl 9 Jahre alt, als ich mehrmals einen Jungen traf, der sich als Siegfried vorstellte. Er war gut gekleidet und ich merkte bald, dass er kaum Freunde hatte, dass er Anschluss suchte. Siegfried sprach nie über seine Eltern und ich fragte nicht, denn ich hatte früh gelernt, dass viel Neugier auch viel Ärger mit sich bringen kann.
Wir streunten wieder mal durch die Büsche des Sauerlandes, als uns eine Bache anfiel, die ihre Jungen verteidigen wollte. Der Kampf mit der Bache endete für das Tier tödlich. Siegfried und ich trugen einige Verletzungen davon.
Es stellte sich nun heraus, dass Siegfried der Sohn von Graf Reginhard war. Der Graf war sehr dankbar, denn ich hatte das Leben seines Sohnes gerettet. Ich wuchs nun gemeinsam mit Siegfried auf und bekam die gleiche Erziehung wie er. Das heißt, ich wurde erst Page und dann Knappe des Grafen. In all den Jahren entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen Siegfried und mir, die wir dann mit einer Blutsbrüderschaft besiegelten. Als dann die Pagen- und Knappenzeit vorüber war, erhielten wir gemeinsam den Ritterschlag. Nun stand ich tief in des Grafen Schuld und diente ihm mit absoluter Treue.

Eines Tages ließ sich ein Apotheker in unserem Flecken nieder. Er hatte eine wunderschöne Tochter und meine Liebe zu ihr war wie ein verzehrendes Feuer. Dorothea hatte nichts dagegen, dass ich um sie warb. Es dauerte nicht lange, bis ich mich Dorotheas Eltern erklärte und um ihre Hand anhielt. Es war dann ein Jahr später, im Jahre des Herrn 1103, als Dorothea und ich in der Mauritiuskirche getraut wurden.

Graf Reginhard war inzwischen verstorben und Graf Siegfried übernahm die Turmburg und den Königssondergau. Längst schon hatte ich die Kunst des Lesens und Schreibens erlernt und half Siegfried bei der Verwaltung seiner Besitztümer. Ein Freund des Hauses, der Herzog Reinhold von Trimberg war zu Gast auf der Turmburg. Er hatte während des Kreuzzuges seinen Herold und Scriptor verloren. Das Geschlecht derer von Laurenburg war den Herren von Trimberg noch einen Gefallen schuldig und so kam es, dass ich in die Dienste von Herzog Reinhold trat.
Nachdem die vereinbarte Dienstzeit bei Herzog Reinhold abgelaufen war, bat ich um meinen Abschied. Der Herzog war nicht sehr erfreut und so schieden wir nicht als Freunde. Alsbald zogen mein Weib Doris und ich mit unserem ganzen Hab und Gut wieder in Richtung villa Wisabodan.
Es dauerte nicht lange, bis sich andere Reisende unserem kleinen Zug anschlossen.


Villa Wisebodan = Name Wiesbadens um 1100
Villa Wisebodan finibus Magontiae = Dorf Wiesbaden in der Umgebung von Mainz









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