Anne


Als einzige Tochter (ältestes Kind) einer Bäckerin und eines angesehenen Händlers erblickte ich anno Domini 1085 in Astnithi im Fränkischen Reich das Licht der Welt. Meine Mutter lernte mich das Backhandwerk und alle wichtigen Handarbeiten, die ein Mädchen beherrschen sollte. Darüber hinaus besuchte ich einige Jahre das Stift in Astnithi (zum Kloster Werden gehörend, jedoch von einer Äbtissin geführtes Konvent), dort lernte ich lesen und schreiben.

Als Äbtissin Suanhild im Mai 1085 Kaiser Heinrich IV auf einer Synode in Mainz traf, um die Schenkung ihrer Erbgüter an das Stift Essen besiegeln zu lassen, waren in ihrem Gefolge auch weitere Stiftsdamen.

Einige Jahre später nahm mich eine dieser Stiftsdamen, die mit Gerhard II von Hainhausen, dem ersten Herrn von Ebbensten, vermählt wurde, mit auf die Burg ihres Gemahls, da ich ihr als Zofe am Hof dienen solle. Sie war eine gerechte und warmherzige Herrin. Ich diente ihr gerne. Meine Herrin erlaubte mir, die Herstellung von Posamenten zu erlernen, um für die Geistlichen der Pfarrkirche Stolen oder Altartücher zu verzieren.

Am Hof von Ebbensten lernte ich meinen Gemahl Martin kennen. Er stand im Dienste des Grafen. So durften wir auch nach unserer Heirat am Hof bleiben – Martin in Diensten des Grafen und ich als Zofe der Gräfin. Unsere Kinder Johanna und Sophie kamen hier zur Welt und wurden am Hof erzogen. Auch meine Schwägerin wurde von unserem Herren als Lehrerin in Dienst genommen.

Um dem Herrn im Himmel für die glückliche Fügung unserer Leben zu danken beschlossen wir eine Pilgerfahrt nach Coellen zu unternehmen, was unser Dienstherr großzügig erlaubte. Auf diesem Weg trafen wir eine Gruppe Reisender die vom fernen Trimberg her kamen. Ihnen durften wir uns dankenswerterweise anschließen, so dass wir nun geschützt und in guter Gesellschaft unterwegs sind.


Astnithi=Astnide (Essen)
Coellen=Köln
Ebbensten=Eppstein im Taunus









Das ist ab August 2018 die neue CPEG-Seite