Doris

Apothekerin und Heilerin


Wenn sich mein Vater, der Apotheker Reinhardt, richtig erinnert, wurde ich genau im Jahre des Herrn 1070 geboren und in der Capella zu Luderenbach auf den Namen Dorothea getauft. Der Name Dorothea bedeutet soviel wie ´Gottesgeschenk´ oder ´Gottesgabe´.

Die Abgaben waren zu hoch und Vater konnte die kleine Apotheke nicht mehr länger bewirtschaften. Er verkaufte an seinen Konkurrenten und dann zogen wir nach Süden.

Mutter Agnes hatte Angst vor der Reise. Es war nicht einfach, unbehelligt seines Weges zu ziehen. Wir schlossen uns einer von Söldnern geschützten Händlergruppe an, die nach Mainz unterwegs war.

Wir hatten Glück und kamen wohlbehalten in villa Wisabodan an. Meinen Eltern gefiel der kleine Flecken. Unser Glück hielt an. Villa Wisabodan hatte zurzeit keinen Apotheker und mein Vater bekam vom Burgherrn, Graf Reginhard von Laurenburg, die Erlaubnis, sich als Apotheker niederzulassen.

Meine Eltern trafen mit dem hiesigen Bader und zwei Kräuterfrauen ein Abkommen. Sie regelten die Beschaffung der Kräuter, Wurzeln und Früchte und wer welche Krankheiten behandeln sollte. Mama unterhielt einen kleinen Kräutergarten, in dem sie nach und nach all die Kräuter anbaute, die in der Umgebung nicht zu finden waren.

Schon früh hatte ich gelernt, was ein Apotheker alles wissen musste. Meine Eltern waren sehr froh, denn ich half im Garten und im Laden und übernahm viele Aufgaben selbst. Ihre einzige Sorge war, dass ich mit meinen 20 Jahren immer noch nicht verheiratet war.

Weil ich immer wieder für meine Eltern unterwegs war, lernte ich alle Bewohner von Wisibada kennen. Das Elend der einfachen Leute ging mir zu Herzen. So nahm ich bei meinen Gängen für die Apotheke immer einen Korb mit Lebensmitteln mit und verteilte sie unter den Armen der Stadt.

Ein Mann aus dem Gefolge des Grafen machte mir alsbald den Hof. Er fand immer wieder einen Grund, in unsere Apotheke zu kommen oder über den Zaun in unseren Garten zu schauen. Ich hatte nichts dagegen, wenn er mit mir sprach, mit mir lachte und auch den ei-nen oder anderen Scherz machte. Er war ein ansehnlicher Mann und ich war ihm alsbald sehr zugetan. Schnell hatte ich herausgefunden, dass er ein Ritter des Grafen Reginhard war und die Leute, denen ich des Öfteren etwas zu Essen brachte, erzählten mir einiges aus dem Leben des Ritters. Es war wohl nach einem halben Jahr, da traf er mich auf dem Weg zu den Kräuterfrauen. Er grüßte höflich, doch dann trat er zu mir und küsste mich frech auf den Mund. Es kam, wie es kommen musste.

Harald erklärte sich meinen Eltern und hielt um meine Hand an. Es war dann ein Jahr später, im Jahre des Herrn 1103, als Harald und ich in der Mauritiuskirche getraut wurden.

Von nun an lebte ich mit Harald im engeren befestigten Bereich der Turmburg. Es war für ihn kein Problem, dass ich weiterhin als Apothekerin arbeiten wollte.

Graf Reginhard war inzwischen verstorben und Graf Siegfried übernahm die Turmburg und den Königssondergau. Herzog Reinhold von Trimberg war zu Gast auf der Turmburg. Er hatte während des Kreuzzuges seinen Herold und Scriptor verloren. Das Geschlecht derer von Laurenburg war den Herren von Trimberg noch einen Gefallen schuldig und so kam es, dass Harald in die Dienste von Herzog Reinhold trat.

Nachdem die vereinbarte Dienstzeit bei Herzog Reinhold abgelaufen war, bat mein Gatte um seinen Abschied. Der Herzog war nicht sehr erfreut und so schieden sie nicht als Freunde. Alsbald zogen wir mit unserem ganzen Hab und Gut wieder in Richtung villa Wisabodan. Es dauerte nicht lange, bis sich andere Reisende unserem kleinen Zug anschlossen.


Villa Wisebodan = Name Wiesbadens um 1100
Villa Wisebodan finibus Magontiae = Dorf Wiesbaden in der Umgebung von Mainz









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