Arnulf

Bauer, Knecht


Im Jahre des Herrn 1075 wurde ich, Arnulf, in Botmarsheim geboren. Mein Vater war Witmutbauer. Er bewirtschaftete das gepachtete Land der Pfarrei. Eben dieser Pfarrer brachte mir das Lesen und Schreiben bei, wenn er die Zeit dazu fand. Ich half meinem Vater in der Landwirtschaft. Mit 18 Jahren verliebte ich mich in die Tochter des Wizenkirchener Bäckers und hielt bei ihrem Vater um ihre Hand an.

Bald nach der Hochzeit kam unser Sohn Eike zur Welt. Ein Jahr später deutete alles darauf hin, dass meine Frau erneut schwanger war. Doch zu dieser Zeit hielt der ´Schwarze Tod´ Einzug in unsere Gegend am Fuße des Taunus und es dauerte nicht lange, da hatte er auch unser Dorf fest im Griff. Meine Eltern waren schon alt und fielen der Pest schnell zum Opfer. Unsere Tochter kam zur Welt. Meine Frau lag sehr geschwächt im Kindbett und niemand konnte ihr helfen. So erkrankte sie ebenfalls an der Pest und starb wenig später.

Nun war ich alleine mit den beiden Kindern. Ich konnte das Land nicht alleine bewirtschaften und wie ich beide Kinder ernähren sollte, wusste ich auch nicht. Meine Tochter konne ich, nach reiflicher und auch schmerzlicher Überlegung, der Haushälterin des Pfarrers anvertrauen.

Weder in Botmarsheim noch in Wizenkirchen fand ich Arbeit als Knecht und so beschloss ich, mit kaum mehr als der Kleidung an meinem Körper, meine Heimat zu verlassen. Nichts hielt mich dort und ich hoffte, so über den tragischen Verlust hinweg zu kommen. Meinen Sohn nahm ich mit.

Ich hoffte, eine Anstellung als Knecht im benachbarten Ursella oder in Frankonifurt zu bekommen. Doch niemand wollte einen Knecht mit einem kleinen Jungen aufnehmen.

Glücklicherweise traf ich unterwegs in einer Taverne auf Herzog Reinhold von Trimberg und dessen Gefolge. Ich erzählte ihm meine Geschichte und bat für mich und meinen Sohn Eike um Arbeit für Unterkunft und Brot. Seitdem diene ich dem Herzog und bewirtschafte als Bauer mit großem Erfolg einen Teil seiner Ländereien.

Mein Sohn zeigte sich in vielen Belangen sehr anstellig und so wurde er ab seinem siebten Lebensjahr als Page ausgebildet. Nun wurde er Knappe des Herzogs im dritten Jahr.

Mein loses Mundwerk und der Drang nach Gerechtigkeit waren es schließlich, dass mich der Herzog des Hochverrats angeklagt und des Hofes verwiesen hat. Ich konnte froh sein, dass ich nicht am Galgen baumelte.

Nun bin ich auf Reisen und versuche, mich über Wasser zu halten. Das Glück scheint es aber gut mit mir zu meinen, denn schnell habe ich Weggefährten gefunden, mit denen ich einer neue Zukunft in Freiheit und Einigkeit entgegen gehen kann.


Botmarsheim: Bommersheim, Stadtteil von Oberursel
Wizenkirchen: Weißkirchen, Stadtteil von Oberursel
Witmutbauer: Bewirtschaftet von einer Pfarrei gepachtetes Land









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